Mittwoch 24. April 2024

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Die aktuelle Ausgabe Frühjahr-Sommer/2019

 

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NEU! "Orthodoxe Religionspädagogik"

an der Universität Wien

 

 

Ikonen und Ikonenverehrung

 

 

In der orthodoxen Gottesverehrung nimmt einen sichtbaren Platz die Verehrung der heiligen Ikonen ein (Ikone griech. eikon, bedeutet Bild, Abbild, Urbild) mit der Darstellung des Herrn Jesus Christus, der Allheiligen Gottesgebärerin, der Engel und der Heiligen (hierunter fallen auch das Kreuz und das Hl. Evangeliar).

 

Die orthodoxen Gotteshäuser sind innen mit Fresken ausgemalt und vielen Ikonen ausgeschmückt. Mit der Zeit und mit der Entwicklung der christlichen Kunst wird die Ikone zur ausschließlichen Darstellung von Bildmotiven auf Holz, Stein, Metall, Leinwand oder Glas, mit einem Wort ein bewegliches Bild im Gegensatz zur Wandmalerei. Skulpturarbeiten, wie wir sie im westlichen Christentum finden, stellen in der Orthodoxie eher eine Seltenheit dar.

 

Die kanonische Verehrung der Ikonen basiert auf den Beschlüssen des 7. Ökumenischen Konzils, in denen gesagt wird, dass die Ikonen eine unbestreitbare Kraft für die Kirche hat. Die Ikone hat ihren Ursprung in der religiösen Psychologie, einen so tiefen, dass sie in der Orthodoxie sich als unabdingbares Element der Gottesverehrung zeigt. Die Ikonen werden nicht nur in den Gotteshäusern aufgestellt, sondern auch in den Häusern der Gläubigen. Ein Heim ohne Ikonen ist für einen Orthodoxen ein unreiner und wüster Ort. Denn die Ikone lässt uns die reale Anwesenheit Gottes spüren.                  

        

Die Ikonenverehrung wird oft als Ikonenanbetung bezeichnet, weil man den tiefen Sinn der Ikonenverehrung nicht versteht. Die Existenz der Ikone setzt voraus, dass Gott in Menschenform abgebildet wird, denn der Mensch wurde nach dem Abbild Gottes geschaffen (1. Mose 1, 26), obwohl sei dem Sündenfall sein Antlitz verdunkelt ist. Der Herr Jesus Christus, der die menschliche Natur annahm, hat in seinem sündenfreien Menschsein den wahren Menschen offenbart. In Bezug auf sein übernatürliches Wesen kann man Gott nicht darstellen, aber durch seine Offenbarung gegenüber dem Menschen, hat er sein Antlitz und kann daher dargestellt werden. Als Beweis dafür haben wir die Darstellungen des Lebens Jesu Christi, so wie sie im Hl. Evangelium beschrieben werden. Diese sind in sinngemäß nichts anderes als die Ikone Christi in Worten.    

 

Die Ikone ist nicht nur eine einmalige heilige Darstellung, sondern mehr als nur eine Darstellung. Im Glauben der Orthodoxie ist die Ikone der Ort der gnadenvollen Anwesenheit, eine Art Erscheinung Jesu (und damit auch der Allheiligen Gottesgebärerin, der Engel und Heiligen) für das Gebet zu ihm. Der orthodoxe Gläubige betet vor der Ikone Christi wie vor Christus selbst, der vor ihm in der Ikone steht, aber die Ikone selbst, der Ort der Anwesenheit, bleibt nur Materie und wird nicht zum Idol oder Fetisch.

 

 

Die Verehrung der heiligen Ikonen basiert aber nicht nur auf dem Inhalt der Darstellung des Antlitzes oder Ereignisses, sondern auch auf dem Glauben an die gnadenvolle Anwesenheit, die durch die Kraft der Weihe der Ikone durch die Kirche verliehen wird. Durch die Weihe kommt es in der Ikone zur geheimnisvollen Begegnung von Christus und dem Betenden. Dies bezieht sich auch alle anderen Ikonen: der Allheiligen Gottesgebärerin, der Engel und Heiligen. Durch die Kraft dieser gnadenvollen Anwesenheit kann man durch die Ikone Hilfe bekommen, wie von den auf der Ikone dargestellten selbst. In diesem Sinn ist prinzipiell jede Ikone, die ihre Kraft bzw. Weihe erhält, wundertätig. Den größten Anteil der als wundertätig verehrten Ikonen sind Darstellungen der Allheiligen Gottesgebärerin.

 

Die Kunstheimat der Ikone ist das alte Ägypten, wo es schon sehr früh Portraits von Verstorbenen auf länglichen Holzstücken gemalt wurden und auf die Häupter der Toten gelegt wurden. Auch die ersten christlichen Ikonen stellten Märtyrer und Heilige dar, die auf ihre Gräber oder Sarkophage gelegt wurden, um den Gläubigen die Möglichkeit zu geben durch das Küssen der Ikone, Gott und seinen Heiligen die Ehrerbietung zu erweisen. Und genau aus dieser ihrer Eigenschaft und ihrer Bestimmung haben Ikonen nie den Wunsch verkörpert realistische Portraits zu sein, sondern sie sind idealisierte Darstellungen der heiligen Märtyrer, Propheten, Apostel u. a. Die Ikonographie erlaubt keine Sinnlichkeit in der Darstellung. Es wird verlangt, dass das Antlitz nicht die Person dargestellt wird. Daher kennt die Ikone keine Dreidimensionalität, es gibt keine Tiefe, sondern sie begnügt sich, wie in der altägyptischen Ikonenmalerei, mit der Flächendarstellung mit der entgegengesetzten Perspektive (Antiperspektive). Dadurch bereits erreicht sie die Abwendung der Sinnlichkeit und der Macht der Farben und Formen mit ihrer Symbolik. Die ältesten Ikonen, die vor dem Ikonenstreit entstanden sind, sind uns in den Klöstern des Sinai erhalten, von wo sie später in die bedeutendsten Museen Europas gebracht wurden.      

 

 

In der Periode vom 5. bis 7. Jahrhundert sind Missbräuche in der Ikonenverehrung aufgetreten, die größtenteils im Ikonoklasmus (Ikonenkampf) geendet sind. In dem fast hundertjährigen Kampf gegen die Ikonen, der in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts von den byzantinischen Kaisern aus der syrischer Dynastie begonnen wurde, war die Frage der Ikonen mit der Problematik der Christologie verbunden (Christologie – Lehre darüber ob Jesus zwei oder nur eine Natur hatte), so dass die Entscheidungen der Ökumenischen Konzile als dogmatisch gesehen wurden. Schließlich hat das Konzil von Konstantinopel 842 die Darstellung der Heiligen erlaubt und die Ikonenverehrung wieder eingeführt, denn nach den Worten des Hl. Basilius des Großen gehrt die Ehre, die man dem Bild erweist, auf das Urbild über. Als Folge dessen kam es zur Kanonisierung der ikonographischen Typen. Dieser Kanon hat natürlich nur allgemeine Anwendungsbedeutung und er lässt nicht nur Platz für persönliche Inspiration und Schöpfertum, mehr noch, er setzt diese voraus. (Quelle:www.kirstenvoss.my-kaliviani.com/Einleitung/Ikonengalerie/Heilige_/heilige_.html)

  

 

Die Ikonen werden hauptsächlich auf Holz gemalt, das reine Platten hergibt und nicht beim Trocknen bricht oder Harz enthält (Linde, Birke, Eiche, Zypresse). Üblicherweise wird der Mittelteil etwas vertieft, so dass der äußere Teil einen Rahmen bildet. Mit Leim überzogen wird die Holzplatte mit einer Schicht von in     aufgelöstem Alabaster grundiert. Die Farben werden in Wasser mit etwas Eigelb aufgelöst. Die Basis für die Ikone sind Goldblättchen, die zuerst auf die Ikone aufgetragen werden. Danach werden die Farben der Flächen auf der Ikone mit etwas dickeren Pinseln aufgetragen, später werden dann die Darstellungen mit feinen Pinseln ausgeführt.

Am Schluss wird die Ikone mit einem Lack bestrichen, der der Ikone einen besonderen Glanz verleiht.

 

Wichtig ist zu wissen, dass die Darstellung dadurch zur heiligen Ikone und zum Kommunikationsmittel mit den Bewohnern des Himmelreiches wird, dass sie von einem orthodoxen Bischof oder Priester geweiht wird. Er spricht dabei besondere Gebete und beträufelt die Ikonen mit Weihwasser. Im Moment der Weihe ergießt sich auf die Ikone die Gnade des Heiligen Geistes, die sie zum Heiligtum macht. Das ist nun das Antlitz, über das wir mit dem Urbild, das es darstellt kommunizieren.

 

M.K.

Neues Buch von Metropolit Arsenios

Metropolit Arsenios: Das Große und Heilige Konzil der Orthodoxen Kirche

Liturgisch-pädagogische Aspekte der Bibel und die Bedeutung ihres Studiums

von Prof. Dr. Konstantin Nikolakopoulos, München

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