Freitag 29. März 2024

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Die aktuelle Ausgabe Frühjahr-Sommer/2019

 

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NEU! "Orthodoxe Religionspädagogik"

an der Universität Wien

 

 

Das Fasten in der orthodoxen Tradition

 

Was heißt Fasten?

 

Der Gläubige verzichtet auf bestimmte Nahrungs- und Genussmittel, um damit seine Sünden vor Gott zu bereuen und sich mit Gott zu versöhnen. Das Fasten soll den Geist des Menschen stärken, damit er die körperlichen Leidenschaften in sich zähmen kann. Das Fasten soll dem Gläubigen helfen, die Einsicht zu bekommen, dass Geist und Seele wichtiger sind als der Körper. In der orthodoxen Tradition enthält sich der Gläubige zumeist von Speisen, in denen tierische Eiweiße enthalten sind. Das Fasten wird immer vom Gebet begleitet und dient als Ausdruck der Gelassenheit und Seelenruhe vor Gott.

 

Die Begründung des Fastens

 

Das Fasten wurde schon im Paradies eingeführt, als es den ersten Menschen, Adam und Eva, verboten war, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu kosten. Das Fastengebot konnten die ersten Menschen nicht einhalten und wurden dafür bestraft, doch das Fastengebot blieb als solches aufrecht.

 

Das Ziel des Fastens

 

Das Ziel des Fastens ist die Reinigung des Körpers, die Stärkung des Willens, die Erhöhung der Seele über dem Körper, und über allem die Verherrlichung Gottes und seiner Heiligen. Das Fasten bedeutet einerseits die Enthaltsamkeit von bestimmten Nahrungsmitteln, aber andererseits auch von schlechten Gedanken, Wünschen und Handlungen. Gleichzeitig soll sich der Gläubige um die Vermehrung des Gebets, der guten Taten und Anwendung aller Tugenden des Evangeliums kümmern.

 

Das Fasten ist nie Selbstzweck für sich, sondern ein Mittel, das uns für die Beichte, die Reue und das würdige Empfangen der Eucharistie vorbereitet.

 

Das Fasten ist kein Verzicht im Sinne des Sparens von materiellen Gütern, bei dem es uns um diese materiellen Dinge geht (wie z. B. Autofasten wegen der Umwelt), sondern die Befreiung unserer Seele von der Leidenschaft für das Materielle und Körperliche.

 

Körperliches und geistiges Fasten

 

Die Kirche schreibt vor, dass sich der Gläubige während der Fastentage von bestimmten Nahrungsmitteln fernhält, aber auch von anderen körperlichen Leidenschaften wie z. B. vom Geschlechtsakt zwischen Eheleuten. Dies soll dazu führen, dass sich der Mensch auf seinen Geist und seine Seele konzentriert, wodurch er, ohne die körperlichen Ablenkungen, tiefer in sein Inneres eintauchen kann und sich seiner Verfehlungen bewusster werden kann. Dies ist auch der wichtigere Teil des Fastens, nämlich das geistige Fasten, das vom körperlichen Fasten nur unterstützt wird.

 

Das geistige Fasten soll uns in Verbindung mit unserer Seele bringen. Unsere Seele, die göttlichen Ursprungs ist, hat immer den Wunsch sich mit dem Schöpfer in Einheit zu verbinden. Diese Einheit zwischen Gott und unserer Seele wird durch die Verunreinigungen (Sünden) gestört. Daher ist es wichtig, mit Hilfe des Fastens, diese Sünden zu identifizieren, sie zu benennen und sie durch die Reue (Beichte) zu beseitigen. Erst diese Reinigung unserer Seele kann die ungehinderte Kommunikation unserer Seele mit ihrem Schöpfer wiederherstellen.

 

Aus diesem Grund brauchen wir das körperliche und geistige Fasten, an dessen Ende die Beichte ist, gekrönt mit der Vereinigung mit Christus selbst (Eucharistie).

 

Eintägige Fastenzeit

 

Eintägige Fastenzeiten sind an jedem Mittwoch und Freitag in Erinnerung an das Leiden Christi. Ferner am Fest der Erhöhung des lebenspendenden Kreuzes (27. September), sowie am Kreuztag (18. Januar) vor der Taufe Christi, wo wir der Massentaufen von Erwachsenen in der frühchristlichen Kirche erinnern und am Gedenktag der Enthauptung des Johannes des Täufers (11. September), wo wir des Märtyrertodes des Hl. Johannes gedenken.

 

Mehrtägige Fastenzeiten

 

Die Große Fastenzeit oder Osterfastenzeit, sieben Wochen vor dem Fest der Auferstehung Christi. Die Fastenzeit vor dem Fest der Hl. Petrus und Paulus, beginnend am Montag nach dem ersten Sonntag nach Pfingsten. Die Fastenzeit vor dem Fest der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin (14. Bis 27. August) und schließlich die Fastenzeit vor Weihnachten (28. November bis 6. Januar). (Die Daten sind nach dem sog. Neuen Kalender genannt).

 

 (© Mag. Mirko Kolundzic)           

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