Donnerstag 18. April 2024

NEU! Orthodoxe Kirchenzeitung

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Die aktuelle Ausgabe Frühjahr-Sommer/2019

 

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NEU! "Orthodoxe Religionspädagogik"

an der Universität Wien

 

 

Der Sinn der Großen Fastenzeit (3. Teil)

Die Enthaltsamkeit

 

Es wäre aber falsch, wenn wir nur über dieses Element der Schwäche und des Hungerns reden würden. Die Enthaltsamkeit führt nicht alleine dorthin, sondern auch zum Gefühl der Leichtigkeit, Wachheit, Freiheit und Freude.

 

Auch wenn das Fasten anfangs Schwäche verursacht, wird sich später herausstellen, dass es uns ermöglicht weniger zu schlafen, klarer zu denken, ergiebiger zu arbeiten. Viele Ärzte bestätigen, dass das regelmäßige Fasten zur körperlichen Hygiene beiträgt.    

Auch wenn eine wahrhafte Selbstaufgabe verlangt wird, versteht sich das Fasten nicht als Gewalt gegenüber unserem Körper – ganz im Gegenteil, es führt zu dessen Gesundheit und Gleichgewicht. Die meisten Menschen, die im Westen leben, essen üblicherweise mehr als notwendig. Das Fasten befreit unsere Körper von der Last des Übergewichts und macht sie zu unseren Mitstreitern im Gebet, dem Wachen und dem Antworten auf den Ruf des Geistes.

 

Wir müssen festhalten, dass in der üblichen orthodoxen Terminologie die Worte „Fasten“ und „Entsagen“ einander ersetzen können.

 

Vor dem 2. Vatikanischen Konzil hat die römisch-katholische Kirche eine klare Unterscheidung zwischen diesen beiden Begriffen gemacht: das Entsagen bezieht sich auf die Art der Nahrung, die man isst, unabhängig von der Menge, während das Fasten die Anzahl der Mahlzeiten oder die Menge der Nahrung begrenzt, die man zu sich nehmen kann. So wird an gewissen Tagen das Fasten und Entsagen verlangt und dazu konträr, kann an manchen Tagen das eine ohne das andere verlangt werden.

 

In der Orthodoxen Kirche wird keine scharfe Trennung zwischen diesen beiden Begriffen gemacht. Während der Großen Fastenzeit gibt es Beschränkungen in Bezug auf die Anzahl der Mahlzeiten, die man am Tag einnehmen kann, aber wenn die Mahlzeit erlaubt ist (5), dann gibt es keine Einschränkungen bezüglich der Nahrungsmenge, die man einnehmen darf. Die Heiligen Väter geben uns richtungsweisende Prinzipien und raten uns, nie bis zur völligen Sättigung zu essen, sondern immer vom Tisch aufzustehen, in dem Gefühl noch essen zu können; in diesem Fall sind wir bereit für das Gebet.

 

Wenn es wichtig ist die Forderungen des körperlichen Fastens nicht zu übersehen, so ist es umso wichtiger seine innere Bedeutung nicht zu übersehen. Das Fasten ist nicht nur eine Sache der Diät, d. h. der Art der Ernährung. Das wahre Fasten bedeutet die Änderung des Herzens und des Willens, die Rückkehr zu Gott und das Nach-Hause-Kommen, so wie es der verlorene Sohn getan hat, als er zum Haus seines Vaters zurückkam.

 

Den Worten des Hl. Johannes Chysostomos nach, „bedeutet (das Fasten) nicht nur das Entsagen von Nahrung, sondern auch das Entsagen von den Sünden“. „An das Fasten soll sich nicht nur der Mund halten“, sagt er, „sondern auch das Auge, das Ohr, die Beine und die Hände, und die anderen Teile des Körpers; das Auge muss ich von unanständigen Anblicken entsagen, das Ohr von bösen Gerüchten, die Hände von unredlichen Taten“. (6) „Zwecklos ist es sich von der Nahrung zu entsagen“, so Basilius der Große, „sich aber der scharfen Verurteilung und den Falschaussagen hinzugeben“. „Ihr esst kein Fleisch, aber ihr verschlingt eure Brüder“. (7) Dies wird auch im Triod betont, besonders während der ersten Fastenwoche.

 

5.    Einzelheiten siehe in den weiteren Ausführungen.
6.    Homilies on the Statues, iii, 3-4 (P. G. [Patrologia Graeca] xlix, 51-3).
7.    Homilies on Fasting, i, 10 (P. G. xxxi, 181B).

Bischof Kallistos Ware, Metropolit von Diokleia und Professor für orthodoxe Studien an der Oxford University, sowie Autor zahlreicher Bücher über die orthodoxe Kirche.

 

Fortsetzung folgt…

 

(Quelle: www.svetosavlje.org – Übersetzung Mag. Mirko Kolundzic)

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